Kirche: Gemeinde Bieberehren

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Tauberrettersheim

In Tauberrettersheim errichtete das Kloster Fulda die erste Kirchengemeinde von Otto Beck

Die Geschichte der Kirchengemeinde Tauberrettersheim läßt sich bis in das Mittelalter zurückverfolgen. Am 7. November 1345 wird der Fürstabt Heinrich von Fulda als Dorfherr von Tauberrettersheim erwähnt, der seine Rechte über das Dorf an Craft von Hohenlohe zu Weikersheim abtrat. Daraus, daß auch die umliegenden Gemeinden im Einzugsbereich der fuldischen Missionare waren, läßt sich schließen, daß das Kloster Fulda in Tauberrettersheim auch die erste Kirchengemeinde und das erste Gotteshaus errichtet hat. Ein weiteres Indiz dafür ist auch die Wahl des hl. Vitus als Kirchenpatron, der neben dem hl. Bonifatius der besondere Kirchenpatron des Klosters Fulda war. Die nächste Erwähnung der Gemeinde Tauberrettersheim ist 1360. Am 29. Februar 1360 beurkunden Craft von Hohenlohe, seine Frau Anna, die Schwester Irmgard von Nassau und ihre Erben die Geistlichen von 14 Dörfern in der Herrschaft der Hohenloher in Weikersheim, darunter auch Tauberrettersheim „an ihrer Leib und Gut unbeschwert überlassen zu wollen und ihnen freies Verfügungsrecht über ihre Habe im Leben und im Tod einzuräumen“.

Dies ist ein Beweis dafür, daß schon zu dieser Zeit ein Pfarrer in Tauberrettersheim gewesen sein muß. Die Anwesenheit eines Pfarrers verbürgt auch jene Tatsache, daß ein Gotteshaus entstanden ist, auf dessen Existenz eine Urkunde von 1225 vermuten läßt. Außerdem wird in ihr ein Friedhof zu Tauberrettersheim erwähnt.  Ein Gotteshaus durfte Tauberrettersheim wohl schon seit der Christianisierung im 8. oder 9. Jahrhundert besessen haben. Zunächst dürfte es sich dabei lediglich um einen einfachen Holzbau gehandelt haben, dem im 11. oder 12. Jahrhundert eine kleine Kirche aus massivem Mauerwerk folgte. In der Urkunde von 1225 ist in Tauberrettersheim ein Haus neben dem Friedhof erwähnt, von dem man wohl mit Sicherheit auf die Kirche schließen kann.

Vier Kirchen

Urkundlich bezeugt sind zu Tauberrettersheim nacheinander vier Gotteshäuser. Die erste Kirche wurde 1631 von den Schweden niedergebrannt. Die nächste wurde 1644 begonnen und 1663 vollendet. Als diese zu klein wurde, errichtete man das dritte Gotteshaus von 1753 bis 1757. Nachdem auch das Fassungsvermögen dieser Kirche nicht mehr ausreichte, baute man von 1861 bis 1869 das vierte bis heute existierende Kirchengebäude. Von der ersten Kirche stammt wohl noch der unterste Teil des heutigen Kirchturms. Der Chor dieser Kirche war das heutige Läuthaus des Turmes, in dem auch der Hochaltar stand. Das Langhaus fügte sich westlich gegen die heutige Schulscheune an. Die hohe Spitzbogenöffnung vom Chor zum Langhaus der alten Kirche ist heute noch über der Innenseite der Eingangstür zum Läuthaus zu sehen. Von dem 1631 erbauten Kirchlein, welches von den Schweden niedergebrannt wurde, ist heute lediglich noch ein Grabdenkmal an der heutigen Ostwand erhalten. Es ist der Friesengrabstein, der ein Andenken an die sechs Friesen einer Wirtsfamilie ist, die Ende des 16. Jahrhunderts/Anfang des 17. Jahrhunderts gestorben sind. Schon während des 30jährigen Krieges bemühte sich die Gemeinde, das zerstörte Kirchlein wieder aufzurichten. Jedoch die Armut und der Krieg erschwerten diese Bemühungen. eine noch heute erhaltene Kirchenrechnung gibt Aufschluß über die 20jährigen Bemühungen der Gemeinde. Zuerst wurde der Turm, dessen Erdgeschoß den Chor der ersten abgebrannten Kirche bildete, in dem der Altar stand, wiederhergestellt. Bei dem Brand 1631 wurden lediglich der Glockenstuhl und das Dach zerstört, das 1644/45 wiedererneuert wurde. Nun war wenigstens der Priester geschützt, jedoch die Gemeinde war immer noch den Witterungsverhältnissen ausgesetzt. 26 Jahre währte dies, bis sie 1657 ein Bittgesuch an den Markgrafen von Ansbach schickten, eine Kirchensammlung abhalten zu dürfen. Dies wurde aber mit der Begründung abgelehnt, daß es in diesem Land viele Arme und ausgebrannte Kirchen gäbe und man sich nicht um alle kümmern könne. So zog sich die Wiederherrichtung der Kirche also noch acht Jahre hin, bis 1663 der Kirchenbettler Lienhard Haas von Würzburg nach zwei Supplikationen die Genehmigung zur Kirchensammlung für die Tauberrettersheimer Kirche erhielt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde so enorm an, daß die Kirche zu klein geworden war. Das dritte Kirchengebäude wurde 1753/57 an der gleichen Stelle, ebenso in West-Ost-Richtung wie die ersten beiden, erbaut. 

Neues Gotteshaus

Im Jahre 1858 wuchs die Zahl der Kirchengemeindemitglieder so stark an, daß eine neue, größere Kirche notwendig wurde. Mit diesem Bau wurde drei Jahre später, im Jahre 1861, begonnen. Das neue, größere Gotteshaus, wurde nicht mehr am gleichen Platz errichtet wie das alte. Es steht in Nord-Süd-Richtung im rechten Winkel zur alten Pfarrkirche, der Turm der alten Kirche jedoch blieb unverändert. Östlich dieses Turmes schließt der geräumige Chor mit dem Hochaltar an, dem in gleicher Richtung die doppelgeschössige Sakristei folgt. Dieses Bauwerk wurde von dem Baumeister Georg Dionys Konrad von Bieberehren erstellt. Als Baumeister waltete Georg Dionys Konrad von Bieberehren seines Amtes mit Umsicht und Zuverlässigkeit. Man war also mit seinem Baumeister zufrieden.

Kosten der Kirche

Aus einem Schreiben des königlichen Bezirksamtes in Ochsenfurt an die Gemeinde- und Kirchenverwaltung vom 8. April 1874 geht hervor, daß schon im 18. Jahrhundert ein Plan für den Neubau der Pfarrkirche ausgearbeitet wurde. Die Kosten für den Kirchenneubau sollten sich damals auf 8742 Gulden und 27 Kreuzer belaufen. Dieser Vorschlag kam jedoch nie zur Ausführung. Vom Kunstausschuß der Regierung wurde aber ein kostspieligerer, luxuriöser Plan erstellt und mit Regierungsentschluß vom 2. Dezember 1859 der Gemeinde zur Ausführung empfohlen. Daraufhin wurde dieser neue, teuere und prachtvollere Plan ausgeführt. Die Gesamtkosten des Rohbaues betrugen insgesamt 22971 Gulden und 27 Kreuzer (1 Gulden entsprach etwa 12 bis 15 DM). Die Finanzierung des Neubaues erwies sich zunächst als schwierig. Wie in Erfahrung gebracht werden konnte, wurde im Jahre 1803 im Rahmen einer Säkularisation das Neumünsterstift, das bis dahin als Kirchen-Zehntherr von Tauberrettersheim galt, aufgehoben. Die Gemeinde betrachtete nun den Staat als Rechtsnachfolger jenes Kirchen-Zehntherren, dem die Baupflicht zum Kirchenbau zukomme. Der Fiscus (= Staat) wehrte sich aber dagegen und somit kam es zum Prozeß zwischen dem Staat und der Gemeinde Tauberrettersheim. In erster Instanz wurde der Fiscus am 8. April 1871 vom königlichen Bezirksgericht Würzburg für schuldig befunden und zu einer Zahlung von 8742 Gulden und 27 Kreuzer nebst 5 Prozent Zinsen (ab 16.11.1870) verurteilt. Jedoch verlangte die Klage der Gemeinde vom 5. November 1870, daß der Staat die gesamten Baukosten von 22971 Gulden und 27 Kreuzer samt 5 Prozent Zinsen zu zahlen habe.

Streit mit Fiscus

Das Gericht stützte sich bei seinem Urteil darauf, daß der ursprünglich erstellte Plan für den Neubau lediglich 8742 Gulden 27 Kreuzer kosten sollte. Vom Kunstausschuß der Regierung wurde aber ein neuer, kostspieligerer und luxuriöserer Plan erstellt und mit Regierungsbeschluß vom 2. Dezember 1859 der Gemeinde zur Ausführung empfohlen. Dieser Entwurf hat auch die große Differenz der Kosten zu Folge. Denn der neue Plan war rund 15000 Gulden teurer. Da dieser Entwurf vollständig den Anforderungen entsprochen hätte und in keinster Weise der neue, teuere Plan nötig gewesen wäre, kam es zwischen dem Fiscus und der Gemeindeverwaltung zu einem Vergleich, der am 10. März 1874 vor dem königlichen obersten Gerichtshof stattfand. Aufgrund dessen mußte der Fiscus an die Gemeinde Tauberrettersheim eine Abfindung von 7000 Gulden bezahlen. Diese Zahlung habe bis 31. Dezember 1876 zu erfolgen du sei mit 4,5 Prozent zu verzinsen, wogegen die Zehntpflicht gegenüber der Vergangenheit und für die Zukunft abgelöst sein sollte. Der Fiscus steuerte also 7000 Gulden zum Kirchenneubau bei. Den Mehrbetrag von etwa 15000 Gulden übernahm die Gemeinde. Zur Tilgung dieses Betrages nahm die Gemeinde ein Kapital von 18728 Gulden auf. Dieser Betrag wurde in Raten durch den Erlös der jährlichen Schäfereipacht von 710 Gulden getilgt. Von den 7000 Gulden des staatlichen Bauzuschusses wurden 549 Gulden 40 Kreuzer als Kirchenbaufond der Gemeinde übergeben. Der durch die Inneneinrichtung verursachte Kostenaufwand von 7686 Gulden stand als weiterer Kostenfaktor zur Begleichung an. Hierzu wurden Spenden aus der Gemeinde erbeten, die auch bereitwillig und zahlreich erfolgten. Das hatte zur Folge, daß die gesamte Inneneinrichtung nahezu vollständig durch Stiftungen und Schenkungen privater Wohltäter finanziert wurde. 

Restauration 1957

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der neugotische und neuromanische Baustil von der Kirchenobrigkeit, dem Ordinariat Würzburg, abgelehnt und abwertend als „Steckelesgotik“ bezeichnet. Als im Jahre 1957 eine Restauration der Kirche anstand, gab die Gemeinde und der damalige Pfarrer Voll dem Druck der Diözese Würzburg nach. Die Seitenaltäre des Meisters Herterich wurden aus der Kirche entfernt. Um diesen Schritt in der Öffentlichkeit zu verantworten, gab man vor, daß jene Altäre vollständig von Holzwürmern durchsetzt wären und keine Rettung, bzw. Restauration derselben möglich sei. Diese Erklärung hat sich so in die Erinnerung der Menschen eingeprägt, daß auch heute noch kaum einer die wahre Ursache für das verschwinden der schönen Altäre kennt. Die Seitenaltäre fanden ihr Ende als Brennholz. Es wurden leidlich die Figuren der heiligen Maria und des heiligen Vitus auf einem Podest beibehalten. Diese waren von da an die sogenannten Seitenaltäre, die vermeintlich besser und schöner waren als diejenigen von Herterich aus dem 19. Jahrhundert. Dasselbe sollte mit dem prunkvollen Hochaltar aus der Werkstatt Meintels von Horb geschehen. Dieses gute alte Stück sollte durch einfache Gemälde und Kreuze ersetzt werden. Hier konnte sich der Pfarrer entgegen dem Willen seiner Vorgesetzten zum Glück durchsetzen. Auch die Bevölkerung wehrte sich gegen die Entfernung des Hochaltars. Der Widerstand war so enorm, daß damit gedroht wurde, für die Restauration keine Spenden zu leisten. Auf diese Weise wurde der Altar doch noch von der Bevölkerung gerettet. Die Figuren, die man aus den Seitenaltären herausgenommen hatte, konnten glücklicherweise sichergestellt werden. Diese Figuren, von einem Künstler aus Tübingen, wurden zunächst auf dem Speicher des Pfarrhauses aufbewahrt.

Restauration 1985

Bei der zweiten und bisher letzten Restauration 1985 wollte man die Kirche wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen. Doch dies gelang nur mühsam. Die ehemaligen Seitenaltäre waren nicht mehr vorhanden. Da die Arbeiter bei der ersten Restaurierung sehr gründlich arbeiteten, war auch eine Rekonstruktion der Deckengemälde unmöglich. Die alten Figuren aus den Seitenaltären haben ihren Platz in der Kirche wiedergefunden. Man hat sie auf Podeste beiderseits an die Pfeiler des Kirchenschiffes gestellt. Es herrschte im allgemeinen Zufriedenheit darüber, wenigstens etwas vom alten Stil der Kirche wiederzuhaben. Die restliche Inneneinrichtung wurde wieder in den alten Glanz gebracht. Die Empore, die Orgel, die Kanzel und der Hochaltar bekamen ihre ursprüngliche Farbe wieder und erscheinen im neuen Licht der Öffentlichkeit. Über die Entwicklung der „Lourdesgrotte“ ist nichts genaues bekannt. Ein vermeintliches Relikt dieser Grotte ist in einer Ecke des Friedhofes zu finden. Aufgrund der schlechten Witterung befindet sich im Moment keine Figur darin. Im Sommer 1992 wurde schließlich noch die Außenfassade erneuert. Damit ist die Restaurierung der Kirche vollendet. Die Gemeinde erfreut sich nun schon seit mehr als 110 Jahren an dieser Kirche. Auch wenn mit Wehmut über die ursprüngliche Einrichtung gesprochen wird, so ist man dennoch froh und zufrieden, eine Kirche von solch außergewöhnlicher Schönheit zu besitzen.